(This article is in German) Kommentar zum Film „Triangle of Sadness“, 2022, bei Ruben Östlund
Es geht in diesem Film um die Liebe zwischen Mann und Frau. Dem Journalisten Kevin Maher (The Times) zufolge “… ein Film der großen Subtilität, der sich an wiederholtes Sehen gewinnt.“ (Nach Wikipedia zitiert, meine Übersetzung.)
Das lange Gespräch
Ich habe jetzt den ersten Teil des Films nochmals gesehen. Ich wollte prüfen, ob ich das lange Gespräch zwischen den beiden Protagonisten, einer Frau und einem Mann, richtig verstanden habe.
Ich habe das Gespräch beim zweiten Anschauen als komplett logisch und verständlich wahrgenommen. Das Gespräch endet damit, dass die Frau ihre Manipulation gesteht. Der Mann erklärt doch (oder eben deshalb) seine Liebe und setzt darauf, dass sie ihn auch lieben werde – ohne Manipulation.
Trifft die erwünschte, weibliche Liebe ein? Wir sehen später eine Indikation dafür. Die Protagonistin ist wirklich eifersüchtig und traurig, wenn ihr Geliebter unter den Druck der fraglichen Annährungen einer Frau mit Macht gerät. Der Mann versteht denn was passiert, lässt sich aber schwächen. Unfreiwillige Untreue trifft ein.
Es gibt sonst kaum Echtes im Film. Es gibt zwar die allerletzte Szene, zu der ich zurückkommen werde. Es gibt sonst Unmengen von Dekadenz und fehlgeschlagene Versuche, finanzieller Reichtum ins Glück umzusetzen.
Die Luxus-Jacht
Unser Paar befindet sich im zweiten Teil des Films in übler Gesellschaft auf einer Luxus-Jacht. Eitelkeit und Dekadenz ist als Tendenz im ganzen Film zu sehen, auf der Jacht sehen wir aber eine „Sündflut“ davon. Das Paar hat Glück und kommt davon ohne allzu stark geprägt zu werden (trotz fehlenden entschlossenen Widerstands, darf ich sagen).
Auf der Insel
Das Paar entkommt aber nicht die Havarie, die das Schiff betrifft. Nach der Havarie landen die Menschen, die wir kennengelernt haben, auf eine Insel. Eine rangniedrige Schiff-Angestellte wird denn, dank ihren praktischen Geschicklichkeiten, die plötzlich für das Überleben wichtig sind, zur „Kapitän“.
Anerkennung und Kritik
Die Rezeption des Films bietet viel Anerkennung und etwas Kritik. Die Kritik besteht unter anderem darin, dass das Raushängen der dekadenten Reichen kein Neues sei, und in diesem Film grotesk übertrieben erscheine. Dazu verweise der Film beiläufig auf marxistische Figuren der politischen Geschichte und die allzu bekannte, entsprechende marxistische Interpretation der Außenpolitik der USA.
Meinerseits teile ich nicht die oben erwähnte Kritik. Erstens werden nicht nur die Reichen „rausgehängt“. Die Modewelt, bei der unser Paar als Models arbeiten, beherrscht nicht nur die Reichen, sondern uns alle – etwa die Models selber und man verweist auf H & M. Weiter: nicht nur die Passagiere, sondern auch die Angestellte der Luxusjacht, halten sich beim Geld als den höchstens aller Werte. Sie geben ohne weiteres ihre Würde auf, wenn einer der Passagiere die Jacht kauft, und eine komische Vorstellung fordert. Was wir sehen, ist meistens nicht lustig, auch nicht lächerlich, es ist einfach absurd.
Ich verstehe den Film als nicht nur einen weiteren Versuch, den Reichen (und Anderen) zu erklären, dass finanzieller Reichtum allein kein Glück bietet. Unsere Kultur ist jenseits solcher Kritik geraten. Der Film versucht einen stärkeren Alarm zu schlagen.
Dekadenz können wir als Schwäche gegenüber Versuchungen verstehen. Absurd ist aber Leben ohne Sinn für Wahrheit und Moral. Man weiß nicht mehr von den Unterschieden und versucht nicht einmal richtig zu leben.
Die letzte Szene bringt Hoffnung. Der junge Mann, der männliche Protagonist, hat plötzlich verstanden, dass seine Geliebte sich in Lebensgefahr befindet. Sie hat einen Fluchtweg (zwar etwas surreal) aus der Not gefunden, und die Kapitän-Frau, die das Leben auf der Insel gar nicht schlecht findet, will sie vielleicht töten. Der junge Mann rennt hastig durch die dicke, grüne Vegetation. Ist der Mann endlich auf der richtigen Spur?
Es geht um uns
Der Film verrät uns nicht, wie die Geschichte endet. Gehen wir sowieso davon aus, dass der Film sich nicht nur um einige Menschen in einer Luxusjacht handelt, sondern auch um uns, man kann ihn so verstehen, der Film will die Liebe zwischen Mann und Frau retten.
Um die Liebe vor der absurden Tendenz unserer Kultur zu retten, können wir den Film nutzen, um unser Verständnis über Frauen, Männer und Liebe zu vertiefen, zum Beispiel:
Weibliche Manipulation: Schau mal das lange Gespräch des Paares genau an. Ist der Mann zu schwach gegenüber der Manipulation der Frau? Ist das Gestehen der Frau auch Manipulation?
Schwangerschaft: Die Protagonistin spricht von potenzieller Schwangerschaft. Was macht eine schwangere Frau sich sicher fühlen? Ihre Fähigkeit zur Manipulation? Eine unterstützende Gesellschaft? Die Liebe eines Mannes?
Der Mann: Sind die Männer auf der Insel zu anspruchslos? Vertraut der heutige Mann sich selber? Kann ein Mann sich auf andere Werte als Geld verlassen?
Die Frau: Können Frauen mit bzw. ohne Manipulation lieben?
Die Gesellschaft: Sind Macht und Verantwortung heute gut abgestimmt? Tragen die Frauen, im Vergleich zu Männern, besser oder schlechter, ähnlich oder unterschiedlich, zur Führung der Gesellschaft bei? Wenn Not ankommt, wie verändern wir uns? Sind Frauen und Männer glücklich?
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